Das Haus Gottes
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Ein Name von der Kaaba ist “BaytAllah“, was man mit “Haus Gottes” übersetzen kann. Jedoch heisst dies nicht das wir glauben das Gott sich als körperliches Wesen darin befindet. Es ist das Haus seiner Herrlichkeit, eine von Ihm ausgesuchte Stätte wo wir Ihn swt. anbeten dürfen.
Was uns von christlicher Seite vorgeworfen wird ist es das wir glauben würden das Allah swt. in der Kaaba wohnen würde. Deswegen würden wir dieses Haus “anbeten”. Ich zitiere nun einen Christen der in einer Diskussion mit mir folgendes schrieb:
„Es mag noch so ein tolles Haus sein, für einen allmächtigen Gott ist es allemal zu klein und noch weniger sollte man annehmen es wäre gut und richtig ihn dort zu suchen.“
Natürlich entspricht das nicht dem Glauben der Muslime. Nirgends in unserem Glauben gibt es eine Grundlage für so etwas.
Dieser Vorwurf der Muslimen gemacht wird, diese Lüge die man allein auf den Begriff “BaytAllah“ aufbaut ist nicht nur falsch, es ist zudem auch noch sehr heuchlerisch. Ganz einfach deswegen, weil man so eine Formulierung auch im deutschen Sprachgebrauch für Gebetsstätten, Versammlungsorte verwendet. Kirchen werden z.B. allgemein als »Gotteshäuser« bezeichnet. Darüber hinaus gibt es für Kirchen dann ja noch verschiedene Bezeichnungen die sie als dieses oder jenes auszeichnen oder benennen. Zum Beispiel Kathedrale, Münster oder eben auch Dom, wie z.B. beim “Kölner Dom”. Und letzteres, also “Dom” ist nur eine Abkürzung für das lateinische “Domus Dei“ – und Domus Dei heisst übersetzt: “Haus Gottes” Nun aber zur Bibel selbst, ich zitiere 1.Mose 12,8:
8 Von da zog er weiter auf das Bergland östlich von Bethel und schlug sein Zelt so auf, dass er Bethel im Westen und Ai im Osten hatte. Und er baute dort dem HERRN einen Altar und rief den Namen des HERRN an.
Das Wort was man hier als “Bethel“ wiedergegeben hat (Schlachter Übersetzung) wird eigentlich eher als “Beyth-El” gelesen/ausgesprochen. Es setzt sich zusammen aus den beiden Wörtern “Bayith” das Haus bedeutet und aus dem Wort “El” was Gott bedeutet. Folglich bedeutet Beyth-El = Haus Gottes.
In 1.Mose 28,16-17 heißt es:
16 Als nun Jakob von seinem Schlaf erwachte, sprach er: Wahrlich, der HERR ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht! 17 Und er fürchtete sich und sprach: Wie furchtgebietend ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als das Haus Gottes, und dies ist die Pforte des Himmels!
Das Wort, bzw. die Wortzusammensetzung was man hier als “Haus Gottes” übersetzt hat, ist im hebräischen Text Beyth-Elohim. Wie man der Übersetzung entnehmen kann bedeutet es auch “Haus Gottes”.
Man nimmt an das sich dieser Ort nahe dem palästinensischen Dorf “Beitin” im heutigen Westjordanland befand.
Die Frage nach dem “Wo” ist hier auf zweierlei Weise interessant. Der erste Punkt ist natürlich die Stelle des Ortes an und für sich, wo es sich befand, der zweite Punkt ist aber das es überhaupt einen bestimmten Ort gab. Denn lange nach der Zeit der Stammväter; Abraham, Isaak und Jakob (der Friede sei auf ihnen allen) wird den Israeliten, um genau zu sein Moses, die Thora offenbart. Zu diesem Zeitpunkt als sie die Thora empfingen, gab es zunächst erstmal aber lange Zeit keinen festen Ort, keine bestimmte Stätte, kein “Haus Gottes”. Das kommt erst viel später. In der Thora wird Moses (as) nicht der Bau des Hauses, sondern der Bau von einem anderen Anbetungsort befohlen 2.Mose 25,8-9:
8 Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich in ihrer Mitte wohne! 9 Genau so, wie ich dir das Vorbild der Wohnung und das Vorbild aller ihrer Geräte zeigen werde, so sollt ihr es machen.
Das Wort was hier als Heiligtum übersetzt wurde, ist “Miqdasch” , das ist das Substantiv von “Qadasch“, also “Heilig” und bedeutet somit “Heilige Sache” , “das Heilige” oder eben “Heiligtum”.
Das Wort was als “Wohnung” übersetzt wurde, ist “Mischkan” und es bedeutet eigentlich eher Wohnort oder Ruhestätte, Rastplatz. Es ist nicht eine Wohnung in dem Sinne wie wir das Wort Wohnung heute verwenden. Wenn wir heute z.B. sagen: “Peter wohnt in einem Haus, Klaus jedoch in einer Wohnung” so haben wir eine bestimmte Vorstellung davon was oder wie diese Wohnung ist. Ein Wohnraum in einem Haus etwa. Bei dem Wort Mischkan ist dies nicht so, der Wohnort, der damit gemeint ist, kann sowohl ein Zelt, ein Haus oder auch ein Schloss sein. Es kann sowohl einen kurzen Aufenthalt, eine vorübergehende Behausung, wie auch eine permanente Bleibe meinen.
In diesen Versen wird daher also ausgesagt, dass Gott einen Platz, einen Ort, eine Stätte “in ihrer Mitte” möchte. Das “Wie” diese Stätte, dieser Wohnort sein soll entnehmen wir einem anderen Wort das z.B. in diesem Vers vorkommt, 2.Mose 27,21:
21 In der Stiftshütte, außerhalb des Vorhangs, der vor dem Zeugnis hängt, sollen Aaron und seine Söhne es zurichten, vom Abend bis zum Morgen, vor dem HERRN. Das ist eine ewige Ordnung, die von den Kindern Israels eingehalten werden soll bei ihren [künftigen] Geschlechtern.
Die beiden hebräischen Wörter; “Ohel Moed“ werden in verschiedenen Bibel Übersetzungen als “Stiftshütte” (Schlachter, Luther), “Offenbarungszelt” (Einheitsübersetzung), “Heiliges Zelt” (Gute Nachricht, Hoffnung für alle) oder als “Zelt der Begegnung” (Elberfelder) übersetzt. Und letzteres ist die wortwörtliche Übersetzung.
Ohel bedeutet Zelt und Moed meint eine festgesetzte Zeit. Aber nicht einfach nur irgend einen Zeitpunkt. Das Wort Moed kommt von dem Wort “Ya’ad” das “versammeln”, “zusammen kommen” , “sich treffen” bedeutet. Daher ist mit Moed ein Zeitpunkt des Zusammentreffens gemeint, “einen Termin haben” sozusagen. Daher ist die Elberfelder Übersetzung in dem Fall mit “Zelt der Begegnung” recht akkurat.
Jedenfalls beschriebt dieses Wort; “Ohel Moed” eben den Charakter des Mischkans, des Wohnortes. Es ist kein “Bayith“, kein Haus, es ist ein “Ohel“, ein Zelt.
Und hier ist eben auch der große Unterschied zu dem Haus Gottes, diese heilige “Wohnung” ist ein Zelt (Gottes) und somit mobil, transportierbar. Damals waren die Israeliten lange Zeit ein wanderndes Volk und der Mischkan wanderte stets mit, immer “in ihrer Mitte“.
Als Gott laut Bibel den Bau des Mischkan befielt, gibt Er auch genaue Anordnungen wie es aufgebaut sein soll, wie viele Schichten von Teppichen dem Zelt als “Decke“ dienen sollen, welche Materialien, welche Verzierungen und welcher Schmuck. Das wichtigste ist aber das der Mischkan die Bundeslade beherbergen soll. Dann legt Gott fest das die Leviten mit der Priesterschaft, dem “Tempeldienst“ von damals beauftragt werden. Da werden dann die verschiedensten Handlungen und Anordnungen diesbezüglich erklärt. In 4.Mose 4 geht es dann schließlich um den Punkt wie der Mischkan abgebaut und fortbewegt werden soll. Die Leviten werden damit beauftragt den Mischkan auseinander zu bauen und in zu verpacken. Sie sollen diesen Teil des Mischkan in Tücher aus rotem Purpur und jenes Teil in Seekuhfell einwickeln sollen usw. usf. In 4.Mose 4,15 heißt es dann das die Kahatiter (unter den Leviten) diejenigen sind die den Mischkan bei ihren Umzügen tragen müssen. :
15 Wenn nun Aaron und seine Söhne beim Aufbruch des Lagers mit dem Bedecken des Heiligtums und aller seiner Geräte fertig sind, so sollen danach die Söhne Kahats hineingehen, um es zu tragen; sie sollen aber das Heiligtum nicht anrühren, sonst würden sie sterben. Das ist die Arbeit der Söhne Kahats an der Stiftshütte.
In Vers 18 wird dann noch mal darauf hingewiesen das man aufpassen soll das dieser (Teil-)Stamm, mit dieser wichtigen Aufgabe nicht ausstirbt:
18 Ihr sollt dafür sorgen, dass der Stamm des Geschlechts der Kahatiter nicht ausgerottet wird unter den Leviten!
Und so wird dieser Mischkan über Jahrhunderte der Wegbegleiter der Kinder Israels, wohin es sie auch verschlägt, bis zu jenem Zeitpunkt wo Gott sie damit beauftragt ein Haus für ihn zu bauen.
Der Mischkan
Modell der Stiftshütte im Timna Park, Israel
Bild der Vorderseite, bzw. des Einganges von einem Mischkan Nachbau nach den Maßen die in der Bibel angegeben sind.
2.Mose 40,6:
6 Den Brandopferaltar aber sollst du vor den Eingang der Wohnung, der Stiftshütte, setzen; 7 und stelle das Becken zwischen die Stiftshütte und den Altar, und fülle Wasser hinein.
Der Altar ist halt zum Opfern und das Wasserbecken dafür das man sich die Hände und Füße wäscht bevor man den Mischkan betritt.
Die jüdische Vorstellung ist, dass “der Hof“ des Mischkan “mit dem Volk“ mit gewachsen ist. Der Mischkan selbst blieb dabei aber unverändert.
Der Bau des Hauses
Dieser Mischkan der unter Moses (as) gebaut wurde, ist das Heiligtum der Israeliten bis zu der Zeit Salomos (as), 2.Chronik 1,1-3:
1 Und Salomo, der Sohn Davids, erstarkte in seiner Königsherrschaft; und der HERR, sein Gott, war mit ihm und machte ihn überaus groß. 2 Und Salomo redete zu ganz Israel, zu den Obersten der Tausendschaften und der Hundertschaften, zu den Richtern und zu allen Fürsten in ganz Israel, zu den Familienhäuptern, 3 und sie gingen hin zu der Höhe, die in Gibeon war, Salomo und die ganze Gemeinde mit ihm; denn dort war die Stiftshütte Gottes, die Mose, der Knecht des HERRN, in der Wüste gemacht hatte.
Und das blieb so bis Salomo (as) das Haus gebaut hat, 1.Chronik 6,16-17:
16 Und diese sind es, die David für den Gesang im Haus des HERRN bestimmte, seitdem die Lade einen Ruheplatz hatte. 17 Und sie dienten mit Singen vor der Wohnung der Stiftshütte, bis Salomo das Haus des HERRN in Jerusalem gebaut hatte, und sie standen nach ihrer Ordnung ihrem Dienst vor.
Nach Rund 480 Jahren wird der Mischkan nun abgelöst und das Volk Israel bekommt zum ersten Mal ihr “Haus Gottes”, 1.Könige 6,1:
1 Und es geschah im vierhundertachtzigsten Jahr nach dem Auszug der Kinder Israels aus dem Land Ägypten, im vierten Jahr der Regierung Salomos über Israel, im Monat Siv, das ist der zweite Monat, da baute er dem HERRN das Haus.
Der Tempel Solomos
So soll der Tempel, den Salomo (as) gebaut hat laut Bibel (und Archäologie) ausgesehen haben. Jedoch war nicht der ganze Tempel das “Haus Gottes” sondern allein dieses Gebäude:
Und ab diesem Zeitpunkt wird dieses Gebäude in der Bibel, bei den Israeliten eben auch “Beyth-El” , Beyth-Elohim, also “Haus Gottes” genannt. Aber da ist noch ein Wort. Neben dem hebräischen gibt es im Alten Testament nämlich auch aramäische Stellen, vor allem im Buch Esra und Daniel. In Esra 6,16 steht geschrieben:
16 Und die Kinder Israels, die Priester, die Leviten und der Überrest der Kinder der Gefangenschaft feierten die Einweihung dieses Hauses Gottes mit Freuden.
In Daniel 5,3 steht:
3 Da wurden die goldenen Gefäße herbeigebracht, die man aus dem Tempel, aus dem Haus Gottes in Jerusalem, weggenommen hatte, und der König trank daraus samt seinen Großen, seinen Frauen und seinen Nebenfrauen.
In diesen Versen steht nicht Beyth-El oder Beyth-Elohim, sondern “Beyth-Elah“. … Aber eigentlich um genau zu sein stimmt das noch nicht mal, denn diese Stellen sind zwar aramäisch werden von den Juden (und Christen) aber einfach mit den Regeln der Lesung gelesen wie es die Masoreten für das hebräische festgesetzt haben. Wenn man diese aramäischen Stellen auch auf aramäisch liest, steht an diesen Stellen ganz klar: Beyth-Alah.
Wir haben also in der semitischen Sprache, dem hebräisch:
- BeythEl
- BeythElohim
in der semitischen Sprache aramäisch haben wir:
- BeythAlah
und in der semitischen Sprache arabisch haben wir:
- BaytAllah
Es ist ganz klar dasselbe Wort, für dieselbe Sache in diesen 3 sehr eng verwandten Sprachen. Deswegen entspricht unter “Haus Gottes” auch dem Bild das man bis heute noch in der Bibel nachweisen kann.
Fazit
Die Bezeichnung “Haus Gottes” = “BaytAllah” im Islam steht in keinster Weise im Widerspruch zur Bibel. Im Gegenteil, die offensichtlichen Gemeinsamkeiten unterstreichen den Anspruch des Islams die Botschaft aller Propheten zu sein.
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