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“Der Quran hat eindeutig Unrecht, wenn er sagt, dass die Juden glauben, das Esra der Sohn Gottes sei.”

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Allah (swt.) sagt im Quran:

“Die Juden sagen: “ʿUzair ist der Sohn Allahs”, und die Christen sagen: “der Messias ist der Sohn Allahs.” Das sind ihre Worte aus ihren (eigenen) Mündern. Sie führen ähnliche Worte wie diejenigen, die zuvor ungläubig waren. Allah bekämpfe sie! Wie sie sich (doch) abwendig machen lassen!”

Sura 9, Ayat 30

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In diesem Vers werden wir darüber informiert, dass es Juden gibt, die sagten, dass Uzair der Sohn Allahs, also Gottes ist. Diese Tatsche wird von missionarischen Christen wie Juden verneint und es wird behauptet, dass dies ein Fehler im Quran wäre. Die christlichen Missionare bauen dann viele verschiedene Behauptungen auf diesen Vers auf. Der Autor des Quran hätte ein falsches Wissen über Juden gehabt oder aber absichtlich über sie gelogen, um sie als Götzendiener darzustellen.

Auch Juden behaupten dann, dass es unwahrscheinlich wäre, dass es so eine jüdische Gruppe gegeben hätte, da das Judentum ja monotheistisch wäre. Das, was im Quran behauptet würde, wäre im Widerspruch zum Judentum.

Der „Autor“ des Quran ist kein anderer als der Allwissende selbst. Daher stimmt es natürlich, was im Quran steht. Und das will ich gerne Punkt für Punkt erklären.

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1.Die Juden

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Das erste Scheinargument, auf das ich in diesem Zusammenhang eingehen möchte, ist, dass es in dem Vers um alle Juden gehen würde. Da in dem Vers „Die Juden“ angesprochen würden, wäre damit auch nicht eine kleine Gruppe gemeint, sondern alle. Dies ist natürlich falsch, und das sieht man auch allein schon am Wortlaut des Verses selbst. In dem Vers heißt es nicht nur „Die Juden“, sondern auch „Die Christen“ und den Muslimen war es damals bekannt, dass nicht alle Christen daran glaubten, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Daher werden in diesem Vers auch genau die Juden und Christen angesprochen, die auch so glauben. Und genau das bestätigt sich auch in unseren Quellen. Im Tafsir (Auslegung des Qurans) von Imam Tabari steht:

a) Nach Abdullah, dem Sohn von Ubaid ibn Umair (ra.), war der jenige der sagte das Uzair der Sohn Allah´s wäre ein einzelner Jude mit dem Namen “Fenhas”. Dieser ist auch die Person die sagte: “Siehe, Allah ist arm und wir sind reich.”

b) Nach Abdullah ibn Abbas (ra.) war derjenige der sagte das Uzair der Sohn Allah´s wäre nicht ein einzelner Jude sondern einpaar Juden. Diese waren Sellam ibn Mischkem, Numan ibn Arva, Schas ibn Kays und Malik ibn Sayf. Sie kamen zu RassulAllah (sas.) und sagten: ” Wie sollten wir dir folgen, du hast unsere Gebetsrichtung, Qudus verlassen. Und du akzeptierst auch nicht den Glauben das Uzair der Sohn Allah´s ist.” Daraufhin wurde dieser Vers offenbahrt.

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Schon lustig. Die Islamfeinde bedienen sich der Hadithe und der Bücher der islamischen Gelehrten, wenn sie etwas darin verdrehen können, wenn es aber nicht so ist, wird es einfach ignoriert. Wie in diesem Fall. Nach den islamischen Quellen ist es klar, dass es sich bei den Juden, die sagten, dass Uzair der Sohn Gottes wäre, um eine Minderheit handelte.

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2. Esra

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Es gibt einige Theorien darüber, wer Uzair ist. Dass es der Prophet Esra sein könnte, ergibt sich aus Erzählungen, die zum Inhalt haben, dass Uzair damals seinem Volk die Thora wieder brachte, nachdem es verloren gegangen war. In diesen Erzählungen sind natürlich große Parallelen zu der Geschichte von Esra in der Bibel. Daher wurde Uzair mit Esra gleich gestellt. Das kann auch so sein, allerdings muss man wissen, dass diese Geschichten um Uzair als Esra auf „Isralijat“ auf Geschichten von Juden und Christen zurückzuführen sind. Denn in keinem dieser Überlieferungen heißt es, dass es auf die Aussage des Propheten Muhammad saw. zurück gehen würde. In einem authentischen Hadith, vom Propheten selbst, heißt es hingegen:

Abu Hurairah berichtete, dass der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) sagte:

مَا أَدْرِي أَتُبَّعٌ لَعِينٌ هُوَ أَمْ لاَ وَمَا أَدْرِي أَعُزَيْرٌ نَبِيٌّ هُوَ أَمْ لاَ

Ich weiß nicht, ob Tubba verflucht war oder nicht, und ich weiß nicht ob Uzair ein Prophet war oder nicht.

Sunan Abi Dawud 4674

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Da der letzte Prophet Muhammad (saw.) es selbst nicht bestätigt hat, dass es sich bei Uzair um einen Propheten handelt, kann man auch schlecht darauf beharren, dass es Esra sein muss. Dennoch kann es natürlich trotzdem sein, mehr noch, es gibt sogar viel, das dafür spricht. Aber für meine Beweisführung, es ist erstmal zweitrangig, ob Uzair nun Esra ist oder nicht. Ich bin an die Sache anders rangegangen.

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3. Der Sohn Gottes im Judentum

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Da es sich bei den Juden, die damals behaupteten, dass Uzair der Sohn Allahs wäre, um eine Minderheit handelte, kam ich auf die Idee, mir die Sekten im Judentum anzusehen. Gibt es irgendwo heute noch eine (Irr)Lehre von einem „Sohn Gottes“ im Judentum? Und die Antwort ist – Ja. Die gibt es. In der jüdischen Mystik.

Die jüdische Mystik reicht weit zurück, die früheste Form wird als Merkabamystik benannt und geht auf 100 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung zurück. Die Blütezeit war das 3. bis 6. Jahrhundert. Dann kam eines der wichtigsten Werke der jüdischen Mystik, der Zohar. Angeblich geht dieser auf Schimon ben Jochai zurück, einem wichtigen Rabbiner aus dem 2. Jahrhundert. Seine Lehre soll, ähnlich wie die orale Torah, lange Zeit nur mündlich weiter gegeben worden sein. So oder so, wurde dieses Buch im Laufe der Zeit zu dem wichtigsten Buch der jüdischen Mystik, die heute größtenteils unter dem Namen „Kabbalah“ bekannt ist.

Im Laufe dieser Jahrhunderte gab es viele verschiedene Strömungen und Ansätze, und tatsächlich muss vieles davon sehr alt sein, weil Themen, die in der Mystik hervorgebracht wurden, zum Teil auch im schon im Talmud aufgegriffen und besprochen worden sind. Sobald man sich mit der Kabbalah selbst beschäftigt, wird man sehr schnell auf die Sephiroth stoßen, den Ez Hayyim, den Baum des Lebens. In der Kabbalah spielen Zahlen, Namen, Orte, Handlungen und natürlich die Verse vom Tenach, dem Alten Testament eine große Rolle.

Um zum eigentlichen Thema zu kommen. Vor all der Schöpfung sind die Sephiroth, die Gefäße darstellen, zerbrochen, dieses Ereignis nennt man auch Schvirat ha Kelim, den „Bruch der Gefäße“. Die Sephiroth mussten sich dadurch neu formen und ordnen. Dadurch entstanden verschiedene Manifestationen vom Sein Gottes, wie auch vom Sein der Schöpfung. Allerdings eins nach dem anderen. Wichtig für unser Thema ist dabei, dass aus dem Sein Gottes als Vater „Abba“, und Mutter „Bina/Imma“ ihr Sohn entstand, dieser Sohn wiederum steht dann für die Schöpferkraft Gottes, da die Schöpfung „Malchut“, seine Braut ist. Durch ihn wurde erschaffen, durch die Zusammenkunft von der Schöpferkraft Gottes mit dem Unerschaffenen kam es zur Schöpfung.

Der Vater und der Sohn haben in der Zohar auch Namen. Der Vater heißt:


אריך אנפין – Arich Anpin

.Arich heißt auf aramäisch „groß“ und Anpin heißt auf aramäisch „Gesicht“. Daher heißt Arich Anpin, das große Gesicht, und steht somit für den Vater.


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Der Sohn hingegen heißt:


 זְעֵיר אַנפִּין  – Zeir Anpin

Zeir heißt auf aramäisch „klein“. Daher ist Arich der Gottvater und Zeir ist der Sohn Gottes.


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Ein paar Zitate und Quellen dazu:

Zeir Anpin (hebr.wörtl. kurzes oder kleines Gesicht; hier in der Bedeutung: „der Ungeduldige“, während das lange Gesicht „den Langmütigen, Geduldigen“ darstellt), der Mikroprosopon (griech.), ist in der jüdischen Kabbala eine archetypische göttliche Person, die nach dem sogenannten Bruch der Gefäße (Schvirat ha-Kelim) im Zuge des Schöpfungsgeschehens aus den sechs zerbrochenen Sephiroth mit ihrem Zentrum in der Sephira Tifereth (Schönheit) als männliches Kind gebildet wurde. Zeir Anpin wird als voll ausgebildete männliche Gestalt mit Kopf und Körper (hebr. Guph) beschrieben, die als eigentlicher Demiurg (Schöpfer) in der Schöpfung wirkt.

Anthrowiki.at

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Zeir Anpin wörtlich das “Kleine Angesicht.” In griechisch, der Microprosopus. Das vierte Parsuf (“Gesicht”) ist Zeir Anpin, Zier Anpin wird repräsentiert durch die Sephiroth Chesed, Geburah, Tiphereth, Netzach, Hod, Yesod: diese sechs Sephiroth zusammen bilden das, was wir die Zeir Anpin nennen, das Kind von Abba und Aima, “der Sohn des Arich Anpin, des Vaters.” Die Einheit, Zeir Anpin ist der Sohn von Arik Anpin, des Glorreichen.

Glorian.org

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Nach Jessod kommt die kollektive Malchut – das Geschöpf, die Seele, der Teil, der sich durch Formgleichheit mit dem Schöpfer (Zeir Anpin) vereinen muss. Malchut ist das Geschöpf und Zeir Anpin ist der Schöpfer. Zeir Anpin ist derjenige, an den sich alle zu erhebenden und zu korrigierenden Gebete wenden.

Kabbalah.info

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In Zohar 3:132a; und Sefer ha Bahir 106; wird über Zeir Anpin auch erwähnt das er einen Körper hat. Zeir Anpin ist in der Kabbala beschrieben als ein „Naar“, junger Mann, Er soll kurze schwarze Haaren und einen schwarzen Bart haben.

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Fazit

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Es gibt einen Sohn Gottes im Judentum, selbst im Judentum von heute.

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Zeir und Uzair haben sogar dieselben Buchstaben. Dass ein Buchstabe vertauscht ist, ist vollkommen normal bei den unterschiedlichen Aussprachen zwischen den verschiedenen semitischen Sprachen. Anpin, was ja auf Aramäisch Gesicht heißt, heißt auf Hebräisch z.B. Panim. Zeir wäre auf Hebräisch Seir usw. Wichtig ist, es ist bekannt, dass die Sprache der Juden, schon seit Zeiten von Daniel aramäisch war. Daher sind seit dem Zeitraum auch die Schriften der Juden, wie eben die Zohar auch auf aramäisch verfasst worden.

Wie dem auch sei. Ich könnte an dieser Stelle noch ausgiebig vorführen, wieso die Juden Zeir/Uzair mit Esra verbunden haben könnten. Um es abzukürzen; Esra und Henoch werden in verschiedenen mystischen Schriften zu einer Person vermischt. Daher ist Esra genauso als Metatron zu deuten, wie auch Henoch. In der Merkabah wird er sogar explizit als Metatron identifiziert. Metatron bedeutet „der neben dem Thron (Gottes) sitzt“. Sowohl Henoch als auch Esra wird es zugeschrieben, dass sie in den Himmel aufgestiegen sind und zum Metatron wurden. Im Talmud wird es auch ausdrücklich erwähnt, dass es Juden gab, die im Metatron eine zweite göttliche Person neben Jahwah sahen. Das kommt daher, da der Metatron auch den Namen „kleiner Jahwah“ trägt und zur rechten von Jahwah seinen eigenen Thron hat. Bei „klein“, da wären wir schon wieder bei „Zeir“. Die Juden nennen den Metatron auch nicht „kleiner Jahwah“, da sie JHWH nicht lesen, sondern „kleiner Elohim“. Das kann man zß. auf der hebräischen Wiki Seite zum Metatron nachlesen. Seir Elohim wäre dann auf aramäisch Zeir Alaha, was wiederrum in der jüdisch mystischen Deutung; „Sohn Allahs“ bedeutet.

Aber das ist für mich alles gar nicht so interessant. Unser Prophet Muhammad (saw.) hat es nicht bestätigt das Uzair Esra ist, daher lege ich da nicht so ein Augenmerk darauf. Dennoch, all das, was ich oben erwähnte, kann man mit Quellenangaben allein aus jüdischen Quellen nachweisen.

Das Wichtige für mich ist aber die Klarstellung, dass die Aussage im Quran der Wahrheit entspricht, und zwar wortwörtlich. Diese Lehre mit Zeir Anpin als der Sohn Gottes könnte natürlich auch damals in Arabien Juden bekannt gewesen sein. Aber nicht nur für damals, selbst heute kann ich sagen:

„Die Juden sagen, Zeir ist der Sohn Allahs.“

Und es würde stimmen. Weil es diese Lehre bei den mystischen Juden nun mal gibt. Es ist egal, ob dieser „Zeir“ ein Prophet oder eine reale Person war oder noch darstellt. Wichtig ist, dass sie in ihrem mystischen Konzept, wo es um das Sein und Wirken Gottes geht, Gott ein Sein, ein Aspekt, als Sohn andichten. Und natürlich ist das ähnlich, wie die Christen es mit der Trinität tun. Juden werden dem sicher widersprechen, das sei ja alles ganz, ganz anders gemeint.

Und ich stimme dem zu. Nicht alle Juden glauben so, wahrscheinlich nicht mal alle in der jüdischen Mystik. Dennoch heißt das ja nicht, dass es all das, was ich zitiert habe, nicht gibt. Daher, jeder kann sich da selbst ein Bild machen. Gebt „Zeir Anpin“ in die Suchmaschine ein und liest selbst. Am besten auch auf Englisch oder gar auf Hebräisch. Alles, was ich hier schrieb, findet sich genauso auch auf Seiten von Juden selbst.